Was ist das, eine Nachbarschaft? Allermeist ein Zufall. Auch wenn es um zwei Länder geht: Deutschland und Polen. Nach dem großen Krieg ist zwischen ihnen eine Grenze gezogen worden. Ein kalkulierter Strich in der Landschaft, eine gedachte Linie, die eine Menge bedeutet. Menschen werden voneinander getrennt. Ihre Kultur, ihre Religionen, ihr Alltag, ihre Gebräuche. Es heißt Abschied nehmen, und irgendwann sind sie einander fremd. Dieser Zweifel, unter den Polen schwelt er für Jahrzehnte: Hält dieser Frieden?

Was geschieht mit diesen Menschen, mit ihrem Leben, wenn Grenzen durchlässig, die Linien brüchig werden? Sie gehen los: aufeinander zu. Aus Neugierde wird Interesse, aus Interesse Begegnung. Aus Begegnung entsteht: eine neue Normalität. Dies alles in dieser träumerisch anmutenden Natur. Die Landschaft der Oderregion wird zur Probebühne für zwei Völker. Sie ist die beständige Vertraute der Menschen. Hier der Fluss. Da die Auen. Dort die Vergangenheit. Hier das Jetzt. Ein schmerzhaftes Gestern gleitet in eine ertastete Gegenwart. Das Heute schreibt sich der Landschaft wieder ein. (Text: Anja Maier)